Als Soziologe ist Harmut Rosa zwar grundsätzlich eher mit Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und des sozialen Handelns beschäftigt, aber in seinen theoretischen Überlegungen spielt auch Natur immer wieder eine große Rolle. Vor allem seine Resonanztheorie, in der Rosa versucht, der zunehmenden Beschleunigung der Gesellschaft eine neue Zugangsweise zur Welt entgegen zu halten, spielt die Natur eine wichtige Rolle. Wurde in der Soziologie die Natur lange als das gesehen, was domestiziert werden soll, so muss man sich heute eingestehen, dass die Natur wandelbar ist. Daher beschreibt Rosa sie als etwas Unverfügbares, das sich dem Zugriff immer wieder entzieht. Sie ist ein zentrales Beispiel dafür, dass der Mensch nicht alles kontrollieren kann.
Schwarzwaldresonanzen. Hartmut Rosa im NATUR-Gespräch von imachination projects auf Vimeo.
Im Interview erläutert der Soziologe nicht nur, wie er die Natur sieht, sondern er nimmt auch Bezug zur Skulptur. Hier spekuliert Rosa unter anderem über die Veränderung, die mit der Skulptur nach der Übergabe an die Natur vor sich gehen werden: „Natur und Kunst gehen eine Wechselbeziehung ein, die nicht kontrollierbar ist [...], die beides transformiert, weil tatsächlich die Natur dort Dinge macht, weil sie Bedingungen findet, die sie normalerweise nicht hat. Und aus der Kunst wird etwas unverfügbares Anderes, das etwas Neues hervorbringt, etwas Neues, das dynamisch ist. Ich kann das nicht a priori definieren, was gute Kunst ist, vielleicht auch nicht, was gelingende Natur ist, sondern ich muss es im Vollzug sehen und erleben. Und das ermöglicht die NATUR-Skulptur. Man kann sagen, Natur und Kultur oder Natur und Kunst treten in eine Wechselbeziehung, in eine Resonanzbeziehung, die ergebnisoffen ist und damit Unverfügbarkeit sichtbar macht. Also ich vermute, dass Sie auch nicht wissen, welcher Buchstabe sich als erster verändern wird, vielleicht zusammenfallen wird, vielleicht entsteht eine neue Bedeutung?“
Das ganze Interview ist in der NATUR-Zeitung #1 nachzulesen. Herzlichen Dank an Hartmut Rosa für das resonierende Gespräch.
