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von Miriam Seidler (April 2022)
Was ist Natur? Das Skulptur- und Landartprojekt von Tim Otto Roth möchte darauf keine Antwort geben, sondern zum Nachdenken anregen. Und so versteht sich auch die Atelierausstellung als Anregung, sich mit dem vielfältigen Begriff und den damit zusammenhängenden Phänomenen der belebten und unbelebten Natur zu beschäftigen. Das geschieht einerseits über einige der Arbeiten des Künstlers, in denen er sich mit unsichtbaren Naturphänomenen der unbelebten Natur wie der kosmischen Strahlung und den physikalischen Geisterteilchen, den nur schwer zu erforschenden Neutrinos, beschäftigt hat. Der belebten Natur begegnete man unter anderen in seinem farbenreichen Schattenbildzyklus "flora domestica". Daneben hat der Künstler gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Miriam Seidler verschiedene weitere Facetten der Natur erkundet: Wie verändert sich die Landschaft rund um Oppenau in den letzten Jahrzehnten, z.B. durch das Waldsterben in den 1980er Jahren oder die Verwüstungen des Orkans Lothar an Weihnachten 1999? Wie versuchen Sagen und Erzählungen Naturphänomene zu erklären? Wie wird der Begriff der Natur in den Wissenschaften definiert?

Im Rahmen der Museumsnacht in Oppenau wurde das Skulptur- und Land Art-Projekt NATUR Anfang April 2022 erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Bereits vor dem Studio der imachination labs empfing die zahlreichen Besucher die erste materielle Umsetzung: der 3 Meter hohe Buchstabe A gefertigt in Douglasienholz.
Im großen Atelierraum beleuchtet unter dem Titel „Wo NATUR draufsteht, ist auch Natur drin“ eine breit gefächerte Themenausstellung die Hintergründe zu NATUR. Die technisch-konstruktiven Aspekte wurden dargestellt und auch anhand eines Modells der geplanten 14 Meter hohen Ausführung greifbar gemacht.

Der dynamische Wandel von Natur und Landschaft in der Schwarzwaldgemeinde wurde anhand einer Wand mit historischen Postkarten aus der Sammlung von Leopold Börsig aufgezeigt. Zeitliche Überblendungen von aktuellen Satellitenbildern mit Luftaufnahmen von 1968 oder Gemarkungsarten aus den 1860er Jahren lassen insbesondere die allmähliche Verwaldung deutlich werden. Ein kleiner Rückblick in die 1980er Jahre ruft die Bilder vom damaligen Waldsterben wach, ein Naturbild, das sich Tim Otto Roth in seiner Jugend eingeprägt hat.

Weitere Arbeiten des Künstlers zeigen auf, wie er sich seit über zwei Jahrzehnten auf völlig unterschiedliche Weise der Natur annähert: Die Serie flora domestica ist ein Schattenherbarium, in dem er die Schatten der heimischen Flora auf ganz eigene Weise festhält und eine erstaunliche Farbigkeit der vegetabilen Schatten zum Vorschein bringt. Eine ganz andere Form eines organischen Kunstwerks stellt das präsentierte MaSo-Knüpfwerk dar, das aus rein biologischen Fasern und Farbstoffen in Indien hergestellt wurde. Eine unsichtbare NATUR erfährt man schließlich in den beiden Türmchen. Die Blitze, die einen der Türme schon von weitem sichtbar aufflackern lassen, rühren von kosmischer Strahlung her, die live vor Ort gemessen wird. Das Pendant im anderen Turm macht diese unsichtbare auf uns einwirkende Strahlung näher erfahrbar: Eine Installation von 18 hängenden farbig aufleuchtenden Lautsprechern zeichnet mittels farbigem Licht und unterschiedlichen Tönen die Bahnen von den geladenen Teilchen nach.

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